Die illegale Tagung des ZK der KPD am 7. Februar 1933


Eine Woche nach der Machtübergabe an Hitler und der Errichtung der offenen faschistischen Diktatur in Deutschland versammelten sich am 7. Februar 1933 ca. 40 Mitglieder des ZK und andere leitende Genossen der Partei zu einer beschlossenen Tagung des Zentralkomitees im Lokal „Sporthaus Ziegenhals“. Auf abgesicherten konspirativen Wegen waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dort, unweit der Stadtgrenze von Berlin, angekommen: Sie waren zu verschiedenen Treffpunkten in Berlin bestellt worden und erhielten dort die Adresse einer neuen Anlaufstelle bei der Treptower Sternwarte. Von dort aus wurden sie in drei Gruppen als Angehörige eines Sportvereins in Reisebussen zum Tagungsort gefahren. Während der Tagung selbst sicherten zuverlässige Parteimitglieder die Umgebung des Lokals, um eine Entdeckung durch die Nazis zu verhindern. Ca. 40 KPD-Funktionäre, Mitglieder und Kandidaten des ZK, sowie, nach der damaligen Praxis, „Bezirkssekretäre und die Chefredakteure der wichtigsten Bezirkszeitungen“, nahmen an dieser illegalen ZK-Tagung teil. Unter den Teilnehmern befanden sich Landtagsabgeordnete aus Preußen, Sachsen, Thüringen und Bayern. 27 Tagungs-Teilnehmer waren während der Weimarer Republik Reichstagsabgeordnete der KPD. Sie waren zu dieser illegalen Tagung des Zentralkomitees der KPD zusammengekommen, um zu beraten, wie der Kampf gegen die faschistische Diktatur am wirksamsten zu führen sei. Die Tagung begann um 17 Uhr.

Thälmann analysierte in seinerZiegenhalser Rede“ die neu entstandene Lage nach dem 30. Januar 1933 und den Klassencharakter der faschistischen Diktatur, die politischen und sozialen Auswirkungen nach Innen und die wachsende Kriegsgefahr nach Außen. Er bereitete seine Genossinnen und Genossen auf den bevorstehenden Terror, aber auch auf den erforderlichen Widerstandskampf, mit dem Ziel des Sturzes der Nazis, vor. Sein Hauptaugenmerk lag dabei auf der Zusammenführung aller notwendigen gesellschaftlichen Kräfte und der Aktionseinheit der Arbeiterklasse – einer Verstärkung, aber zugleich auch Fortsetzung der antifaschistischen Arbeit der KPD der vorangegangenen Jahre. Zugleich formulierte Ernst Thälmann in dieser Rede ein neues strategisches Ziel des antifaschistischen Kampfes. Welches Deutschland muss nach Hitler kommen? Sowjetdeutschland oder bürgerliche Demokratie? Der VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale und die „Brüsseler Konferenz“ der KPD (beide 1935) bestätigte die Richtigkeit der dialektischen Schlussfolgerungen, die Ernst Thälmann in Ziegenhals aus der damaligen neuen Situation entwickelt hatte. 


Ernst Thälmann war stark von der Situation gepackt, in der sich die Partei seit der Errichtung der Hitlerdiktatur befand. Er sprach mit lauter Stimme. Als die mit der Sicherung Betrauten bemerkten, dass das Lokal unter Beobachtung stand, signalisierten sie ihre Wahrnehmungen Walter Ulbricht, der die Tagung leitete. Dieser schloss daraufhin gegen acht Uhr abends, kurz vor Beendigung der Rede Ernst Thälmanns, die Tagung.


Dank der umsichtigen Leitung und Sicherung der Sitzung konnten alle Teilnehmer ungehindert das „Sporthaus Ziegenhals“ verlassen. Ein Teil der Teilnehmer fuhr dabei mit dem Boot Charlotte über den Krossinsee nach Schmöckwitz.

Als zwei Stunden später die SA erschien, war das Lokal bereits leer.

Es war das letzte Mal, dass der Parteivorsitzende Ernst Thälmann vor dem Zentralkomitee der KPD sprechen konnte.