Die illegale Tagung des ZK der KPD am 7. Februar 1933

Eine Woche nach der Machtübergabe an Hitler und der Errichtung der offenen faschistischen Diktatur in Deutschland versammelten sich am 7. Februar 1933 37 Mitglieder des ZK und andere leitende Genossen der Partei zu einer Anfang Februar im Politbüro der KPD beschlossenen und nur illegal durchführbaren Tagung des Zentralkomitees im Lokal „Sporthaus Ziegenhals“. Auf abgesicherten konspirativen Wegen waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dort, unweit der Stadtgrenze von Berlin, angekommen: Diejenigen Genossen, die noch nicht verhaftet worden waren, waren durch Kuriere des ZK zu verschiedenen Treffpunkten in Berlin bestellt worden und erhielten dort die Adresse einer neuen Anlaufstelle – der Treptower Sternwarte. Von dort aus wurden sie in drei Gruppen in zeitlichen Abständen als Angehörige eines Sportvereins in Reisebussen zum Tagungsort gefahren. Die Umgebung des Lokals wurde durch Genossen unter der Leitung vom Hermann Dünow (Militärpolitischen Abteilung der KPD) beobachtetet. Während der Tagung selbst sicherten zuverlässige Parteimitglieder die Umgebung des Lokals durch drei Sicherungsringe, um eine Entdeckung durch die Nazis zu verhindern. 37 KPD-Funktionäre, Mitglieder und Kandidaten des ZK, sowie, nach der damaligen Praxis, „Bezirkssekretäre und die Chefredakteure der wichtigsten Bezirkszeitungen“, nahmen an dieser illegalen ZK-Tagung teil. Unter den Teilnehmern befanden sich Landtagsabgeordnete aus Preußen, Sachsen, Thüringen und Bayern. 27 Tagungs-Teilnehmer waren während der Weimarer Republik Reichstagsabgeordnete der KPD. Sie waren zu dieser illegalen Tagung des Zentralkomitees der KPD zusammengekommen, um zu beraten, wie der Kampf gegen die faschistische Diktatur am wirksamsten zu führen sei. Der Wirt des Lokals, Wilhelm Mörschel und seine Frau, waren eingeweiht. Die Tagung begann um 17 Uhr.

Thälmann analysierte in seiner „Ziegenhalser Rede“ die neu entstandene Lage nach dem 30. Januar 1933 und den Klassencharakter der faschistischen Diktatur, die politischen und sozialen Auswirkungen nach Innen und die wachsende Kriegsgefahr nach Außen. Er bereitete seine Genossinnen und Genossen auf den bevorstehenden Terror, aber auch auf den erforderlichen Widerstandskampf, mit dem Ziel des Sturzes der Nazis durch Massenkampf, -demonstrationen, -streiks, vor. Sein Hauptaugenmerk lag dabei auf der Zusammenführung aller notwendigen gesellschaftlichen Kräfte und der Aktionseinheit der Arbeiterklasse – einer Verstärkung, aber zugleich auch Fortsetzung der antifaschistischen Arbeit der KPD der vorangegangenen Jahre. Zugleich formulierte Ernst Thälmann in dieser Rede ein neues strategisches Ziel des antifaschistischen Kampfes. Welches Deutschland muss nach Hitler kommen? Sowjetdeutschland oder bürgerliche Demokratie? Der VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale und die „Brüsseler Konferenz“ der KPD (beide 1935) bestätigte die Richtigkeit der dialektischen Schlussfolgerungen, die Ernst Thälmann in Ziegenhals aus der damaligen neuen Situation entwickelt hatte.

Ernst Thälmann war stark von der Situation gepackt, in der sich die Partei seit der Errichtung der Hitlerdiktatur befand. Er sprach mit lauter Stimme. Als die mit der Sicherung betrauten bemerkten, dass das Lokal unter Beobachtung stand, signalisierten sie ihre Wahrnehmungen Walter Ulbricht, der die Tagung leitete. Dieser schloss daraufhin gegen 20 Uhr, kurz vor Beendigung der Rede Ernst Thälmanns, die Tagung.

Walter Ulbricht ersuchte die Teilnehmer/-innen sich je zur Hälfte mit den Reisebussen nach Berlin zu begeben bzw. mit dem Motorboot „Charlotte“ über den Krossinsee nach Schmöckwitz zur dort befindlichen Bahnstation zu fahren, um ebenfalls nach Berlin zurück zu kehren. Thälmann verließ mit weiteren Genossen den Tagungsort mit einem PKW, mit dem er auch angekommen ist.

Als zwei Stunden später die SA erschien, war das Lokal bereits leer.

Es war das letzte Mal, dass der Parteivorsitzende Ernst Thälmann vor dem Zentralkomitee der KPD sprechen konnte.

Thälmanns letzte Rede

Vor 90 Jahren tagte das ZK der KPD illegal im »Sporthaus Ziegenhals«. Damit begann der organisierte Widerstand gegen das Naziregime

Max Renkl

Drei Sicherungsringe passierte Ernst Thälmann am späten Nachmittag des 7. Februar 1933, als er, wie weitere Mitglieder des Politbüros des ZK der KPD, mit dem Pkw am »Sporthaus Ziegenhals« am Krossinsee ankam. Große Teile des Sicherheitsapparats der KPD waren im Einsatz, um die Tagung der rund 40 hochrangigen KPD-Funktionäre zu schützen. Eine Woche zuvor waren die braunen Mörder von SA und SS mit Fackeln durch das Brandenburger Tor marschiert. Die Einschätzung der KPD und ihres Vorsitzenden Thälmann von 1932 hatte sich mit dem 30. Januar 1933 als richtig erwiesen: »Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler.« Die Nazis zögerten nicht, auf Antifaschisten, auf Kommunisten, Sozialdemokraten und Sozialisten Jagd zu machen. Die KPD war zwar noch nicht offiziell verboten, jedoch erheblichen Angriffen der Faschisten ausgesetzt. Die ZK-Tagung der KPD musste bereits unter illegalen Bedingungen und mit großen Schutzvorkehrungen durchgeführt werden.

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