Ziegenhals – Zur Geschichte der „Ernst-Thälmann-Gedenkstätte“ in Ziegenhals

Der authentische Ort der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte in Ziegenhals, ein Ort von nationaler und internationaler Bedeutung, liegt südöstlich von Berlin. Sie erinnert an den frühsten organisierten antifaschistischen Widerstand gegen das Naziregime an der Macht. Hier sprach Ernst Thälmann, bereits unter illegalen Bedingungen, über die politische Situation, analysierte das Hitlerregime und zeigte auf, wie unter Gewinnung aller antifaschistischen Kräfte der Kampf zum Sturz dieses Regimes geführt werden muss. Seine Rede ist als „Ziegenhalser Rede“ in die Geschichte der Arbeiterbewegung eingegangen.

Die illegale Tagung des ZK der KPD am 7. Februar 1933

Zur Entstehung und Geschichte der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte in Ziegenhals

Teilnehmer an der Tagung des ZK der KPD am 7. Februar 1933

Die „Ziegenhalser Rede“ Ernst Thälmanns

Die Gedenkstätte bestand aus dem Gedenkraum und Tagungsraum. Darin befanden sich sieben Glasvitrinen mit zahlreichen Dokumenten, Fotos, Plakate, Aussprüchen und Zitaten, zwei Bronzebüsten von Ernst Thälmann (eine vom Bildhauer Lew Kerbel), sowie ein Modell des „Sporthauses Ziegenhals“. Zudem gehörte zu dem Denkmalensemble der Ehrenhof mit Gedenkmauer sowie das Boot „Charlotte“ und der Bootsunterstand, mit dem Tagungsteilnehmer wegen heranrückender Gefahr über den Krossinsee flüchteten.

Da das alte Ziegenhalser Sporthaus nach 1945 sehr baufällig war (große Teile waren aus Holz-Fachwerk und wg. Kriegsschäden), entstand auf Hauptinitiative von Hans Pfeiffer nach dem Abriss des alten ein neues Gebäude am gleichen Ort, mit original erhaltenem Gedenkzimmer. Die Gedenkstätte wurde am 16. April 1959 feierlich wiedereröffnet und stand seit 1979 unter Denkmalschutz.

1989/90 übernahm dann die Treuhandliegenschaftsgesellschaft (TLG) die Immobilie. Das Inventar der Gedenkstätte wurde dem 1990 gegründeten Freundeskreis „Ernst Thälmann Gedenkstätte“ e.V., Ziegenhals vom Landrat übergeben. Seit 1990 betreute der Freundeskreis durch Führungen und Veranstaltungen, durch die drei traditionellen und bis heute jährlich stattfindenden Kundgebungen, sowie durch Pflege und Instandhaltungsmaßnahmen die Gedenkstätte.

Die 1997 von der TLG ausgesprochene fristlose Kündigung der damaligen noch im Sporthaus befindlichen Gaststättenbetreiber musste wegen zahlreicher Proteste zurückgenommen werden. Im November 2002 ersteigerte dann ein Herr Gerd Gröger, aus Augsburg kommend (damaliger Ministerialbeamter in Brandenburgs Bauministerium mit dem Posten eines „Referatsleiter Obere Bauaufsicht“) das Seegrundstück, auf der sich die Gedenkstätte befindet, zu einem Spottpreis von 86.000 EUR. Er forderte im August 2003 die Streichung der Gedenkstätte von der Denkmalliste und beantragte ihren Abriss, obwohl ein Gutachten des Landesamt für Denkmalpflege den hohen Denkmalwert der Gedenkstätte nach den Kriterien des geltenden Brandenburgischen Denkmalschutzgesetzes (BbgDSchG)

vorlag, das die Voraussetzungen eines Einzeldenkmals im Sinne des §2, Abs. 1 BbgDSchG bestätigte. Mit einem neuen brandenburgischen Denkmalschutzgesetz erhielten Denkmals-Eigentümer größere Befugnisse in Bezug auf die Zumutbarkeit des Erhalts eines Denkmals – auf Kosten des Denkmalschutzes. Zudem wurde der Wert wissenschaftlicher Gutachten des Landesamtes für Denkmalpflege herabgemindert, ja sogar außer Kraft gesetzt.

Im Februar 2005 erteilte der Landrat Dahme-Spreewald eine Abrissgenehmigung mit den Auflagen der Dokumentierung der Ausstellungsgegenstände und des Inventars sowie der Einlagerung der denkmalgeschützten Teile der Gedenkstätte. Es gibt kein Denkmal in Brandenburg, wo mit Hilfe des Denkmalschutzgesetzes so entwürdigend mit dem Andenken an Widerstandskämpfer und mit der Gedenkstättenkultur umgegangen wird. Die zahlreichen in- und ausländischen Proteste gegen dieses Vorgehen konnten einen Abriss nicht verhindern.

Am 3. Mai 2010 hat Gerd Gröger die Gedenkstätte abreißen lassen, hat sie dem Erdboden gleich gemacht.

Hintergründe zur Ausstellung der Ernst-Thälmann- Gedenkstätte Ziegenhals

Gedenkstätte und Ausstellung

Die Ernst-Thälmann-Gedenkstätte wurde Anfang der 50er Jahre errichtet und auf der 11. Tagung des ZK der SED, am 7. Februar 1953 im „Sporthaus Ziegenhals“ eingeweiht. Bei ihrer Einweihung am 7. Februar 1953 betraten die Gedenkstätte als Erste Wilhelm Pieck, Präsident der DDR, Walter Ulbricht, Generalsekretär der SED, beide Teilnehmer an der illegalen Tagung, und Otto Grotewohl Ministerpräsident der DDR (1945-46, als Vorsitzender des Zentralausschusses der SPD, entscheidenden Anteil an der Vereinigung der KPD und SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) im Jahr 1947).

Die Hauptinitiative zur Errichtung der Gedenkstätte ging von Hans Pfeiffer aus (Teilnehmer am Gründungsparteitag der KPD 1918/19 und am 7. Februar 1933 an der Sicherung der Tagung beteiligt). Mit einem dazu gegründeten Kuratorium rief er zum Abriss des alten, baufälligen Ziegenhalser Sporthauses und zur Errichtung eines neuen auf – mit original erhaltenen Gedenkzimmer. Durch zahllose Spenden von Betrieben, Organisationen und aus der Bevölkerung, sowie freiwilligen Arbeitseinsätzen, besonders der Nationalen Volksarmee (NVA), konnte das „Sporthaus Ziegenhals“ am 16. April 1959 feierlich eröffnet werden. Das Sporthaus beherbergte eine Gaststätte der staatlichen Handelsorganisation der DDR (HO) mit Saal und Klubraum, sowie die Gedenkstätte.

Ihre Ausstellung wurde 1959 überarbeitet und in den folgenden Jahrzehnten nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen fortwährend ergänzt. Dies geschah unter der Leitung des Museums für Deutsche Geschichte, Abteilung Gedenkstätten, das die Ausstellung inhaltlich gestaltet und durch kontinuierliche Forschungsarbeiten bis Ende 1989 ständig aktualisierte. Beispiel hierfür liefern auch die fünf Auflagen (1961, 1970, 1981, 1984 und 1988) der Broschüre „Die illegale Tagung des Zentralkomitees der KPD“, Dietz-Verlag, Berlin.

Die Ausstellung hat ihren Schwerpunkt in den Jahren 1929 bis 1933. Gerade diese Jahre der Weltwirtschaftskrise waren gekennzeichnet von wirtschaftlicher Not und politischem Notstand. Sie waren begleitet von tiefgehenden Einschnitten in die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Werktätigen in Deutschland, durchgesetzt mittels Notverordnungen. In dieser Zeit wurde die Errichtung der faschistischen Herrschaft vorbereitet, sie gilt als Aufstiegsphase der NSDAP bis hin zur Machtübertragung am 30. Januar 1933.

Die Kommunisten und ihre Partei, die KPD, die sich den Faschisten bereits zu Beginn der 20er Jahre aktiv entgegensetzten, bewährten sich zwischen 1929 und 1933 als stärkste, entschlossene antifaschistische Kraft. Das Fundament dieser konsequenten antifaschistischen Politik wurde gelegt, seit Ernst Thälmann an die Spitze der KPD berufen wurde. Ernst Thälmann gilt, mit Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, als einer der bekanntesten deutschen Revolutionäre des 20. Jahrhunderts. Er wurde zum Symbol für den weltweiten antifaschistischen Kampfes. Aus diesem Grund trägt die antifaschistische Gedenkstätte in Ziegenhals den Namen Ernst Thälmann, aber auch, weil die illegale Tagung des ZK der KPD, die in Ziegenhals am 7. Februar 1933 stattfand, unter seinem Vorsitz durchgeführt wurde. Thälmann hielt das zentrale Referat dieser Tagung, das als „Ziegenhalser Rede“ in die Geschichte der Arbeiterbewegung eingegangen ist.

Die Ausstellung der ETG ist so konzipiert, dass sie wesentliche Stationen des Kampfes der KPD gegen den aufkommenden Faschismus nachzeichnet und sie durch Zitate, Exponate, Bilder und Lebensdaten Ernst Thälmanns chronologisch anordnet. Im Zentrum der Vermittlung der Ausstellung steht die mündliche Erläuterung: Ein Erklärer, dem die Bilder und Aussprüche als eine Art Stichwortgeber dienen, zur Erläuterung und Veranschaulichung. Sie gibt, in ihrer Knappheit und Kürze, jedoch auch den Wissensstand der Bürgerinnen und Bürger der DDR wieder – über den Aufstieg des Faschismus, über seine Finanziers und Steigbügelhalter und über den Widerstandskampf der deutschen Arbeiterbewegung. Der Freundeskreis ETG e.V., Ziegenhals gibt die Ausstellung nach der Schändung und dem Abriss der Gedenkstätte im Mai 2010, durch den Ex-Ministerialbeamten Gerd Gröger, originalgetreu in Räumen in Berlin-Neukölln wider.

Die illegale Tagung 1933 in Ziegenhals

Eine Woche nach der Machtübertragung an Hitler und der Errichtung der offenen faschistischen Diktatur in Deutschland versammelten sich am 7. Februar 1933 rund 40 führende Genossinnen und Genossen der KPD, unter ihnen Bezirkssekretäre und Chefredakteure, zu der nur illegal durchführbaren Tagung des Zentralkomitees der KPD im Lokal „Sporthaus Ziegenhals“. Sie kamen auf unterschiedlichen Wegen nach Ziegenhals. Diejenigen Genossen, die noch nicht verhaftet worden waren, wurden zu verschiedenen Treffpunkten in Berliner Lokalen bestellt, wo sie die Weisung erhielten, sich einzeln zur Treptower Sternwarte zu begeben. Dort war ein zuverlässiger Genosse beschäftigt, der sie in Empfang nahm. In zwei zu unterschiedlichen Zeiten fahrenden Reisebussen fuhren sie als Mitglieder eines Sportvereins nach Ziegenhals. Die Umgebung des Lokals wurde durch Genossen unter der Leitung vom Hermann Dünow (Militärpolitischen Abteilung der KPD) beobachtetet. Der Wirt des Lokals, Wilhelm Mörschel und seine Frau, waren Genossen. Die Tagung begann um 17 Uhr. Zum Schluss des Referates von Thälmann, gegen 20 Uhr abends wurde die Situation kritisch. Versammlungsleiter Walter Ulbricht brach die Tagung ab und die Teilnehmer wurden ersucht sich je zur Hälfte mit den Reisebussen nach Berlin zu begeben bzw. mit dem Boot „Charlotte“ über den Krossinsee nach Schmöckwitz zur dort befindlichen Bahnstation zu fahren, um ebenfalls nach Berlin zurück zu kehren.

Wieviel Teilnehmer hatte die „Ziegenhalser Tagung“?

Wer war Teilnehmer/-in der Tagung, wer hat ihre Durchführung und Sicherheit gewährleistet? Bei wem ist die Teilnahme wissenschaftlich gesichert, bei wem nimmt man sie an?
Der Themenkomplex „Teilnehmer der Ziegenhalser Tagung“ gehört mit zu den spannendsten, aber auch schwierigsten wissenschaftlichen Fragen der illegalen Tagung des ZK der KPD am 7. Februar 1933.

Das Gedenk- und das Tagungszimmer der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte, in dem den Anwesenden der Tagung gedacht wurde, wurde verantwortlich durch das Museum für Deutsche Geschichte, Abteilung Gedenkstätten, inhaltlich gestaltet und durch kontinuierliche Forschungsarbeiten bis Ende 1989 ständig aktualisiert.

Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten wurden in fünf Auflagen (1961, 1970, 1981, 1984 und 1988) der Broschüre „Die illegale Tagung des Zentralkomitees der KPD“, Dietz-Verlag, Berlin dargestellt und dokumentiert. Namentlich beteiligt an diesen Forschungsarbeiten waren Günter Hortzschansky, Hans Maur, Sepp Miller, Christel Nehrig, Stefan Weber und Kurt Wrobel.

Die Schwierigkeit der Forschungsarbeit begründet sich durch folgende Aspekte:
Die Organisierung und Durchführung der Tagung Anfang Februar 1933, musste bereits unter konspirativen Bedingungen stattfinden. Die KPD war zwar noch nicht offiziell verboten, ihre Mitglieder und vor allem ihre Führungskader wurden jedoch bereits gesucht und verfolgt.

Die Vorbereitung und Absicherung der „Ziegenhalser Tagung“ bedurfte daher größter Sorgfalt. Hermann Dünow und Otto Franke wurden mit der Organisierung und Sicherung der Tagung beauftragt. Sie wurden daher stets, stellvertretend für alle weiteren Genossen, die mit Sicherheitsaufgaben betraut waren, genannt. Die gesamte Vorbereitung, die Beförderung der Genossen und die Absicherung der Tagung konnte bei weitem nicht von zwei oder ein paar Wenigen gemeistert werden. Das war eine Gemeinschaftsarbeit Vieler – genannt wurden üblicherweise die für die Sicherheit Verantwortlichen.

Dass Herbert Wehner an der Vorbereitung und Durchführung der „Ziegenhalser Tagung“ einen Anteil hatte, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Da er zum Sicherheitsapparat der KPD zählte, wäre seine Mitarbeit zumindest nicht unwahrscheinlich. Er, wie die anderen Genossen, die mit der Organisation und Sicherung betraut waren, waren aber mit Sicherheit keine Teilnehmer der Tagung. Ebenso wahrscheinlich ist es daher auch, dass der Name Herbert Wehner vor allem aus Sensationsgründen genannt wird. Seine Nicht-Nennung wird zudem, als ideologisch begründet vermutet, der DDR vorgeworfen und wird nicht auf seine Funktion und Aufgabe zurückgeführt.

Es wurde keine Anwesenheitsliste der Teilnehmer erstellt und ein Protokoll der Tagung wurde bis heute nicht aufgefunden. Nur wenige Teilnehmer der Tagung wussten bis zu ihrem Eintreffen im Sporthaus, wo genau sich der Treffpunkt befindet.

Während des Faschismus, als sich abzeichnete, dass die Nazis versuchten, die „Ziegenhalser Tagung“ zu einem Kernstück der Anklage gegen Ernst Thälmann zu machen, um einen Aufstands- bzw. Putschversuch zu fingieren, wurden bewusst Teilnehmer, Teilnehmerzahlen, Tagungsbezeichnung („Zeuthener Tagung“), Charakter der Tagung („Wahlversammlung“, „Reichsfunktionärstagung“) und der Tagungsort vor der Gestapo verheimlicht oder bewusst falsch angegeben.

All dies muss u. E. berücksichtigt werden, wenn über die Teilnehmer der Tagung gesprochen wird. Wir, der Freundeskreis „Ernst-Thälmann- Gedenkstätte“ e.V., beziehen uns auf den Forschungsstand, der in der DDR von einem Kollektiv von ausgebildeten Historikern in 40 Jahren erarbeitet wurde.

Besonders auch bei der Frage der genauen Teilnehmerzahl. Allgemein anerkannt, ausreichend belegt und verifiziert ist die Teilnahme von 37 Genossinnen und Genossen.
Andere Quellen geben 38, 41 oder 44 Teilnehmer an. Wir haben keinen Grund, auch nur einen einzigen Genossen wegzulassen, seine Teilnahme zu leugnen und ihm damit ein ehrendes Gedenken zu verwehren. Die Teilnahme muss jedoch eindeutig belegt sein. Auch die Aufgabe und Funktion muss eindeutig klar sein. War jemand Teilnehmer der Tagung im Sporthaus? War jemand für die Organisierung und Absicherung der Tagung zuständig?

Der Vorstand verschließt sich keineswegs neuesten Forschungsergebnissen. Er wird jedoch antikommunistischen Verdrehungen und billigen Verfälschungen genauso energisch entgegentreten, wie Sensationsgier und spekulativer Beweisführung.

Diejenigen, die sich in Ziegenhals am 7. Februar 1933 trafen, waren Menschen die an den verschiedensten Fronten für eine bessere Welt kämpften, eine Welt ohne Ausbeutung, Krisen, Faschismus und Krieg.

weitere Links:

 Auszüge aus dem Gutachten des Landesamtes für Denkmalpflege Brandenburg 

über die „Ernst-Thälmann-Gedenkstätte“ 

Bilder der Gedenkstätte 

Bilder der Ausstellung