Stand 2015
aus einem Bericht von Max Renkl vom Februar 2015
Alle, die bereits in Ziegenhals einmal an einer Kundgebung teilgenommen haben, um an den Kampf Ernst Thälmanns und seiner Genossinnen und Genossen zu gedenken, wissen, dass es im Februar dort recht kalt werden kann. Doch wie in den vergangenen 25 Jahren, seit der Einverleibung der DDR und der damit verbundenen Inbesitznahme des gesamten Volkseigentums, einschließlich ihrer Kulturgüter wie der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte in Ziegenhals, versammelten sich auch am 8. Februar 2015 ca. 200 junge und junggebliebene Antifaschisten, Sozialisten und Kommunisten vor dem Areal, auf dem diese bescheidene und bedeutende Gedenkstätte einst stand.
Dort waren fast fertig gestellte Doppelhaushälften zu sehen, die für insgesamt vier Mio. Euro angeboten werden. Vorher verkaufte Gröger das Grundstück an eine Immobilienfirma die dann im Herbst 2014 mit den Baumaßnahmen begann. Die Bestrebungen, die Ernst-Thälmann-Gedenkstätte vom historisch-authentischen Ort verschwinden zu lassen, haben damit einen neuen Höhepunkt erreicht. Zuerst die „Treuhand“ (TLG), die das Grundstück mit Gedenkstätte in einer Auktion mit zahlreichen Unstimmigkeiten (Bieter wurden vorher von der TLG nicht berücksichtigt und stattdessen eine Auktion vorgenommen, am Tag der Auktion wurde die Versteigerung der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte zeitlich vorgezogen, zugunsten von Herrn Gerd Gröger) bei dem Auktionshaus Karhausen versteigern ließ. Käufer zu einem Spottpreis von 86.000 Euro (!) für das Seegrundstück mit 4650 qm wurde der damalige Ministerialbeamte aus Brandenburgs Bauministerium, Gerd Gröger, der – alles Zufall? – zunächst Anteilseigner jenes Auktionshauses, dann ihr Aufsichtsratsvorsitzender war, 2013 Vorsitzender der dazu gehörenden GmbH und seit 2014 Geschäftsführer der Karhausen Auktionshaus AG. Im Jahr 2016 gab Gröger seine Posten bei Karhausen ab und blieb ihm als Berater erhalten.
Der Vorsitzende des Freundeskreises „Ernst-Thälmann-Gedenkstätte“ Ziegenhals erinnerte in seiner Rede am 8.2.2015 an die lange Reihe von Ungereimtheiten und Provokationen bzgl. Ziegenhals: An den Versuch Gerd Grögers, dem „Westimport“ aus Augsburg, der später Ministerialbeamter im brandenburgischen Bauministerium wurde, der Presse einen Maulkorb zu verpassen, damit sein Name nicht genannt wird. An die illegale „Schenkung“ des Inventars der Gedenkstätte, das sich in Besitz und Pflege des Freundeskreises befand, von dem Linkspartei-Bürgermeister von Königs Wusterhausen, Stefan Ludwig, an Gerd Gröger und der ihm hierfür auch noch eine Spendenquittung über 60.000 EUR versprach – und gleichzeitig die Gedenkstätte durch Ausräumen abrissreif machte. Es wurde an die für Freundeskreis und Öffentlichkeit verschlossene Gedenkstätte erinnert, obwohl Gröger 2002 eine denkmalgeschützte Gedenkstätte mitsamt Areal erwarb, unter der Bedingung diese zu erhalten, zu pflegen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. An die Bau- und Abrissgenehmigungen durch zwei Landräte im Dahme-Spree-Kreis (Hr. Wille und Hr. Loge). An die abgewiesenen Landesverfassungsklagen gegen einen Abriss der Gedenkstätte, der erfolgte, weil vorher der Landesdenkmalschutz zu Gunsten solcher Profitgeier wie Gerd Gröger geändert wurde.
Es wurde aber auch an den zahlreichen Widerstand mit langem Atem erinnert, an die Wanderausstellung und den Protestzug, an die Demonstrationen in Königs Wusterhausen, in Potsdam und Berlin, an die zahlreichen Kundgebungen und Veranstaltungen, zu deren Höhepunkten die Einweihung des Gedenksteins in Ziegenhals 2013 und der Aktionstag zum 70. Jahrestag der Ermordung Ernst Thälmanns 2014 gehören. Daher steht für den Freundeskreis fest, dass die Erinnerungsarbeit für und das Gedenken an Thälmann und den kommunistischen Widerstand fortgesetzt werden. Vor allem mit politischen Mitteln, mit den drei jährlich stattfindenden Kundgebungen in Ziegenhals und neuerdings mit der Ausstellung der Exponate und Museumsstücke der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte in Berlin-Neukölln. Dennoch wird weiter angefragt und ausgelotet, ob sich finanzstarke Partner finden lassen, mit denen in Ziegenhals eine neue Ernst-Thälmann-Gedenkstätte errichtet werden kann.