Walter Ulbricht wurde am 30. Juni 1893 als Sohn eines Schneiders in Leipzig geboren. Er besuchte die Volksschule und erlernte den Beruf eines Tischlers. 1910 trat er dem Deutschen Holzarbeiterverband und 1912 der Sozialdemokratischen Partei bei. Er gehörte zu den Anhängern der von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg geführten Linken in der deutschen Arbeiterbewegung. In der Novemberrevolution 1918/1919 war er Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates in Leipzig und im Januar 1919 einer der Mitbegründer der KPD in seiner Heimatstadt.
Walter Ulbricht wurde mit verantwortlichen Funktionen in der KPD beauftragt. 1919/1920 war er Mitglied der Bezirksleitung Mitteldeutschland der KPD und 1921-Anfang 1923 Politischer Sekretär der Bezirksleitung Thüringen der Partei. Als Teilnehmerdes IV. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale lernte er Ende 1922 W. 1. Lenin persönlich kennen. 1923/1924 war Walter Ulbricht Mitglied der Zentrale der KPD. Erarbeitete in dieser Zeit im Orgbüro der Zentrale und erwarb sich vor allem beim Aufbau von Betriebszellen der Partei große Verdienste. Danach wirkte er im Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale (EKKI). Nach der Formierung des Thälmannschen Zentralkomitees der KPD kehrte Walter Ulbricht nach Deutschland zurück. Er arbeitete bis 1928 im ZK der Partei und danach als Vertreter der KPD beim EKKI. Seit 1927 war er Mitglied des Zentralkomitees und Kandidat des Politbüros, seit 1929 Mitglied des Politbüros. Von 1926-1928 gehörte er dem Sächsischen Landtag und seit 1928 dem Reichstag an. Seit dem VI. Weltkongress der KI 1928 war er Kandidat des EKKI. Von Ende 1929 bis Ende 1932 leitete Walter Ulbricht als Politischer Sekretär die Bezirksorganisation Berlin-Brandenburg-Lausitz-Grenzmark der KPD und setzte sich besonders für die Aktionseinheit von Kommunisten und Sozialdemokraten und für das Zusammenwirken aller antifaschistischen Kräfte ein, um die Naziherrschaft zu verhindern.
Am 30. Januar 1933 schlug Walter Ulbricht im Auftrag Ernst Thälmanns dem Parteivorstand der SPD vor, gemeinsam zum Generalstreik für den Sturz der Hitlerregierung aufzurufen. Die rechten SPD-Führer lehnten auch diesen Vorschlag der KPD ab. Als Mitglied des Sekretariats des Zentralkomitees. der KPD setzte Walter Ulbricht gemeinsam mit anderen führenden Genossen die Arbeit in der Illegalität fort, bis er auf Beschluss der Parteiführung im Oktober 1933 ins Ausland ging. Von Prag und Paris aus unterstützte er den illegalen Kampf der KPD in Deutschland.
Auf der Brüsseler Parteikonferenz 1935 referierte er über den gewerkschaftlichen Kampf in Deutschland. Gestützt auf die Beschlüsse des VII. Weltkongresses der KI, leistete er einen wichtigen Beitrag zur Ausarbeitung der Einheits- und Volksfrontpolitik der KPD und gehörte zu den lnitiatoren des von Heinrich Mann geleiteten »Ausschusses zur Vorbereitung einer deutschen Volksfront«. 1938 emigrierte Walter Ulbricht in die Sowjetunion und wirkte bis zur Auflösung der KI als Vertreter der KPD beim EKKI. Nach dem Überfall der Faschisten auf die Sowjetunion leistete er politische Aufklärungsarbeit an der Front und unter den deutschen Kriegsgefangenen. 1943 gehörte er zu den Begründern des Nationalkomitees »Freies Deutschland«. 1944/1945 war er im ZK der KPD maßgeblich an der Ausarbeitung detaillierter Vorstellungen für die antifaschistisch-demokratische-Umwälzung nach dem Sturz des Hitlerregimes beteiligt.
Am 30. April 1945, noch vor Ende des Krieges, kehrte Walter Ulbricht an der Spitze einer Gruppe von Funktionären der KPD nach Deutschland zurück und begann gemeinsam mit Kommunisten und Sozialdemokraten, die aus der Illegalität heraustraten oder aus faschistischen Kerkern kamen, mit dem Aufbau einer antifaschistisch-demokratischen Verwaltung in Berlin. Bleibende Verdienste erwarb er sich bei der Herstellung der Einheit der Arbeiterklasse, der Vereinigung von KPD und SPD zur SED. Als einer der stellvertretenden Vorsitzenden der SED wirkte er unermüdlich für die Entwicklung der SED als marxistisch-leninistische Kampfpartei, für ein festes Bündnis der Arbeiterklasse mit den Bauern und den anderen werktätigen Schichten sowie für die Zusammenarbeit mit den Parteien des Demokratischen Blocks. Maßgeblichen Anteil hatte er an der antifaschistisch-
tischen Umwälzung und am Werden und Wachsen der Deutschen Demokratischen Republik.
Walter Ulbricht wurde in die höchsten Partei- und Staatsfunktionen berufen. Von 1950–1953 war er Generalsekretär und von 1953 bis Mai 1971 Erster Sekretär des Zentralkomitees der SED. in der Regierung der DDR übte er seit 1949 die Funktion des Stellvertreters des Ministerpräsidenten und von 1955-1960 des Ersten Stellvertreters des Vorsitzenden des Ministerrates aus. 1960 wurde er von der Volkskammer zum Vorsitzenden des Staatsrates der DDR gewählt. In diesen Funktionen hatte er wesentlichen Anteil an der Schaffung der Grundlagen des Sozialismus und am Aufbau der sozialistischen Gesellschaft in der DDR. Als bewährter Internationalist leistete er einen wichtigen Beitrag zur Sicherung des Friedens in Europa, zur Entwicklung der Freundschaft zwischen dem deutschen und dem sowjetischen Volk sowie zur Festigung des Kampfbündnisses der SED mit der KPdSU. Walter Ulbricht starb am 1. August 1973.