Elisabeth „Lisa“ Ullrich wurde am 12. August 1900 als Tochter eines Buchdruckers in Odessa geboren. Sie erlernte den Beruf einer Schneiderin. 1915 übersiedelte sie nach Berlin. 1917 trat sie der Gewerkschaft, im März 1920 der USPD bei, in der sie sich aktiv für die Vereinigung mit der KPD einsetzte. Seit Dezember 1920 war sie Mitglied der KPD und arbeitete vor allem unter den werktätigen Frauen im Stadtbezirk Moabit. 1922/1923 wirkte sie aktiv bei der Entwicklung der Kontrollausschussbewegung mit. Lisa Ullrich nahm 1924 als Delegierte am V. Kongress der Kommunistischen Internationale (KI) sowie an der 3. Internationalen Konferenz der Kommunistinnen in Moskau teil und wurde in das Internationale Frauensekretariat der KI gewählt, in dem sie unter Leitung von Clara Zetkin zwei Jahre arbeitete. 1926 kehrte sie nach Deutschland zurück und wirkte zunächst mit an der Herausgabe der Frauenzeitung der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Lausitz der KPD »Die Arbeiterin«. Seit 1927 arbeitete sie in der Frauenabteilung des ZK der KPD. 1929 war sie maßgeblich an der Vorbereitung, und Durchführung des 1. Reichskongresses der werktätigen Frauen Deutschlands in Berlin beteiligt. Im August 1930 nahm sie am V. Kongress der Roten Gewerkschaftsinternationale (RGI) in Moskau teil und wurde in das Internationale Gewerkschaftskomitee der Arbeiterinnen beim Vollzugsbüro der RGI gewählt, in dem sie bis 1932 arbeitete. 1932/1933 leitete sie die Frauenabteilung im ZK der KPD. Seit Juli 1932 war sie Mitglied des Reichstages.
Lisa Ullrich leistete 1933 zunächst in Berlin illegale Parteiarbeit unter den Frauen. Anfang November 1933 übernahm sie auf Beschluss der Parteiführung die politische Leitung des Bezirks Magdeburg/Anhalt der KPD. Im gleichen Monat wurde sie verhaftet und im Juli 1934 in Magdeburg wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zu zwei und einviertel Jahren Zuchthaus verurteilt. Sie war im Frauenzuchthaus Jauer und danach in den Konzentrationslagern Moringen, Lichtenburg und Ravensbrück eingekerkert. Nach ihrer Entlassung im Mai 1939 leistete sie wieder illegale antifaschistische Arbeit. Im August 1944 wurde sie erneut verhaftet und kam in das Konzentrationslager Ravensbrück. Auf dem Todesmarsch der Lagerinsassen wurde sie am 1. Mai 1945 von der Roten Armee befreit.
Nach der Zerschlagung des Hitlerregimes gehörte Lisa Ullrich zu den Aktivisten der ersten Stunde, die sich in verantwortlichen Funktionen große Verdienste bei der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung und später beim Aufbau des Sozialismus erwarben. Im Mai 1945 wurde sie Bürgermeister in Berlin-Grünau. Danach arbeitete sie in der Zentralverwaltung für Arbeit und Sozialfürsorge und war maßgeblich an der Organisierung der Aktion »Rettet die Kinder!« beteiligt. Von 1946-1950 arbeitete sie im Parteivorstand der SED, danach in der Zentralverwaltung für Maschinen-Ausleihstationen und seit 1951 im Ministerium für Land- und Forstwirtschaft der DDR, wo sie sich vor allem bei der Auswertung sowjetischer Erfahrungen bei der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft für die DDR bedeutende Verdienste erwarb. Von 1960-1970 wirkte Lisa Ullrich in einer wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft auf dem Gebiet der Entwicklung der Rinderzucht.
1986 verstarb Lisa Ullrich in Berlin im Alter von 86 Jahren.