Leserbrief von Max Renkl, Vorsitzender des Freundeskreises „Ernst-Thälmann-Gedenkstätte“ e. V. Ziegenhals, vom 28.3.2012 zu dem Artikel im ND „Die Wahrheit über Ziegenhals“, vom 27.3.2012 (lange Fassung)



Im Beitrag „Die Wahrheit über Ziegenhals“ werden wichtige Passagen unserer Pressemitteilung vom 23. März 2012 zitiert, die damit einer breiten Öffentlichkeit zur Kenntnis gegeben wurde. Da jedoch die Wahrheit immer konkret ist, möchten wir noch einige Gesichtspunkte beitragen.


Zunächst stellen die zitierten Stellen keine Einzelmeinung von mir dar. Vielmehr handelt es sich um eine Mitteilung des gesamten Vorstandes (wie in der Unterschrift zu lesen [war]).


Wir wollen eine Diskussion um die Inschrift auf dem Stein!


Es wird nach Schließung und dem Abriss der Gedenkstätte Zeit, dass die Stadt Königs Wusterhausen in Ziegenhals ein Zeichen des würdigen Umgangs mit und des ehrenden Gedenkens an die Teilnehmer/-innen der illegalen ZK-Tagung der KPD setzt. Genannter Antrag mit seiner provokatorischen Aussage: ....ist das Gegenteil davon!


Die Stadt KW, die der Abrissbirne des Herrn Gröger tatenlos zugesehen hat, kann sich so nicht aus der Verantwortung stehlen.


Warum betonen wir diese Pflicht der Stadt KW? Von Ziegenhals ging 1933 ein Signal des organisierten Kampfes gegen den Hitlerfaschismus aus. Und heute? War es nicht in KW, wo bis zum Jahr 2002 eine Terrorzelle der Neonazis ungestört agieren konnte? War es nicht in KW, wo ein Neonazi Waffenhandel betreiben konnte? Hatte sich nicht bereits 1992 in KW eine militante Neonazigruppe breit gemacht? Und es ist doch KW, wo die NPD ins Stadtparlament einziehen konnte?


Seit dem 20.2.2012 ist der Antrag von SPD, CDU und FDP bekannt. Warum wurde dieser Skandal nicht früher von der Partei „Die Linke“ öffentlich bekannt gemacht? Warum wurde nicht öffentlich dagegen vorgegangen und statt dessen gleich mit Verhandlungen und dem Spendensammeln begonnen? Das halten wir nicht für richtig. Anscheinbar scheut man die inhaltliche Auseinandersetzung. Wir halten es für unsere Pflicht, eine breite Öffentlichkeit über diese Machenschaften zu informieren. Daher legen wir eine Protestnote vor, die unterstützt werden kann, um die Stadtverordneten zum „Nein“, bzw. zu einer Enthaltung aufzufordern. Wenn jetzt der SPD-Fraktionschef aus KW, Ludwig Scheetz, sagt „Unser Vorschlag ist eine erste Diskussionsgrundlage.“, dann sind wir auf einem guten Weg.


Richtigstellung: Andreas Fritsche schreibt, Thälmann hätte in Ziegenhals seine letzte Rede vor seiner Verhaftung gehalten. Das ist so nicht richtig. Er hielt zwar in Ziegenhals seine letzte Rede vor einem ZK-Gremium der KPD. Später hielt er jedoch – bis zum 3. März 1933 – Referate und Reden im Politbüro und in Hamburg. Das ist auch ein Grund, warum wir dem Inschrift-Vorschlag des Aktionsbündnisses nur bedingt zugestimmt haben. Wir halten an der Bezeichnung, die uns von den Teilnehmern übermittelt wurde, fest: Es handelte sich um eine illegale ZK-Tagung der KPD.


Mit einem Gedenkstein kann kein Schlussstrich in Ziegenhals gezogen werden. Denn wir wollen unser Ziel erreichen, dort die Gedenkstätte wieder zu errichten.


28.3.2012, Max Renkl (Vorsitzender, Freundeskreis „Ernst-Thälmann-Gedenkstätte“ Ziegenhals)