Bericht der Kundgebung am    6. Februar 2011, anlässlich des 78. Jahrestag der illegalen Tagung der KPD in Ziegenhals


Am Sonntag, den 6. 2. 2011 kamen in Ziegenhals 150 Menschen zusammen, anlässlich des 78. Jahrestages der illegalen Tagung des ZK der KPD. Es war eine Veranstaltung ganz im Sinne der Einheit aller Antifaschistinnen und Antifaschisten. Gleichzeitig war sie Ausdruck des gemeinsamen Willens, diesen bedeutenden antifaschistischen Gedenkort in Ziegenhals in wachsamer Erinnerung zu halten - einschließlich der Schändung und Zerstörung der Gedenkstätte mit dem Segen aller politischen Verantwortlichen.


Zu Beginn der Kundgebung sprach der Freund Renkl, Vorsitzender des Freundeskreises "Ernst-Thälmann-Gedenkstätte". Er berichtete Neues vom Ringen des Freundeskreises: Von der Wanderausstellung, von den juristischen Bemühungen, den Abriss vom Mai 2011 aufzu-klären und von dem breiten Echo der Forderung nach einer Wiedererrichtung der Gedenkstätte am authentischen Ort. Er betonte darüber hinaus die Wichtigkeit des gemeinsamen Handelns von Antifaschistinnen und Antifaschisten unterschied-licher Ansätze:


„Unsere Waffe bleibt die Solidarität. Und ich finde, dass diese Solidarität gerade jene jungen Antifaschistinnen und Antifaschisten brauchen, die Jahr und Tag in der ersten Reihe stehen gegen die faschistischen Banden. Diese jungen Freundinnen und Freunde, diese Genossinnen und Genossen, die mitunter für uns alle ihren Kopf hinhalten, um die Nazis an einem neuen `33 zu hindern, die dafür

Polizeigewalt, Gerichtsstrafen, Kriminalisierung, Repression, bis hin zu Haft in Kauf nehmen und nehmen müssen, ihnen dürfen wir nicht die Solidarität verweigern.“

(mehr: Rede Max Renkl am 6. Februar 2011.pdf)

Nachdem die Anwesenden ihre Kränze u
nd Blumen zu Ehren der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der "Ziegenhalser Tagung" und zu Ehren Ernst Thälmanns niederlegten, sprach Jost im Namen der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB) und der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin (ARAB). Er forderte eine antikapitalistische Perspektive des antifaschistischen Kampfes ein, um nicht bei gesellschaftlichen Erscheinungen haften zu bleiben, sondern die Wurzel des Problems anzupacken. Zudem sprach Jost über die Bedeutung und Verteidigung solcher Gedenkorte wie in Ziegenhals und über die antifaschistische Aktionseinheit: „Natürlich ist es notwendig, auch heute die Lehren aus der Niederlage der Arbeiterbewegung im Jahr 1933 zu ziehen. Sie lauten insbesondere Aktionseinheit gegen Faschisten jeglicher Couleur und Absage an jeden Antikommunismus, der Grundtorheit unseres Jahrhunderts wie Thomas Mann später treffend feststellte." (mehr: Rede ALB _ ARAB am 6. Februar 2011.pdf)


Als dritte Rednerin sprach die Kommunistin und Antifaschistin Erika Baum (gebürtige Wienerin, leistete bereits als Jugendliche nach dem Anschluss Österreichs an das faschistische Deutschland  illegale Arbeit zum Sturz der Nazis. Seit 1945 engagiert sie sich im Kampf gegen neue faschistische Gefahren, heute ist sie in der DKP aktiv). Sie beschrieb lebendig die Bedeutung und Wirkung der „Ziegenhalser Tagung“ und der „Ziegenhalser Rede“ Thälmanns und wies auf den heutigen Antikommunismus in diesem Land hin, u. a. im Zusammenhang mit dem Abriss der Gedenkstätte und mit der Hetze gegen Gesine Lötzsch, die junge Welt und die Rosa-Luxemburg-Konferenz 2011. Sie schloss ihre Rede mit den Worten: „Warum ist uns der Kampf um die [Ernst-Thälmann-]Gedenkstätte so wichtig? Unsere Kundgebung ist gelebte Aktionseinheit. Trotz verschiedener Vorstellungen und Programme vereint uns eine Grunderkenntnis: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! Wir sind bereit, den Kampf gemeinsam zu führen. Wir sind hier, weil wir Kraft schöpfen aus unserem Zusammenstehen- unserer Verbundenheit und wir werden dadurch morgen und übermorgen mit unseren Aufgaben, unserem Leben besser fertig werden. Denn wir wissen: DIE INTERNATIONALE erkämpft das Menschenrecht." (mehr: Rede Erika Baum am 6. Februar 2011.pdf)


Zum Abschluss der Kundgebung verlas Cilly Keller (Vorstandsmitglied des Freundeskreises) das Grußwort des Gewerkschafters Walter Malzkorn. Der ehemalige erste Bevollmächtigte der IG Metall Köln und IGM-Vorstandsmitgied verurteilte scharf den Missbrauch und die Entwürdigung von antifaschistischen Gedenkorten, sowie die versuchte Zerstörungsstrategie der Herrschenden, um über die Gegenwart UND die Vergangenheit zu herrschen. Sein Gruß-wort endete mit: „Genossinnen und Genossen, Ihr habt gekämpft, Euer Kampf geht weiter. Ein Gruppe von Gewerk-schaftern aus meinem Umfeld steht an Eurer Seite. Das sind wir dem ermordeten Ernst Thälmann und den vielen nicht genannten Mitstreitern und ihrem Kampf schuldig.Und das sind wir Euch und allen schuldig, die ihren Verstand, ihr Geschichts-bewusstsein, ihre Mut, ihre Würde, den aufrechten Gang nicht an der Garderobe der „Treuh“hand abgegeben haben. Bleibt mir Euch zu Eurem Aktionstag und zum Rest des Jahres viel Erfolg zu wünschen. Was ich mir und Euch dazu wünsche und was ich noch erleben möchte (ich bin 80 Jahre alt, es eilt), sind Gewerkschafter und Gewerkschaften und Linke, die nicht kungeln sonder kämpfen. Die Widerstand organisieren gegen die Gewalttaten von Kapital und Kabinett, die den Klassen-kampf von oben nicht vernebeln sondern den Klassenkampf von unten führen und sich mit diesen Kämpfen das politische Streikrecht erobern. Nur so können wir Gegenmacht entwick-eln und eine bessere Welt jenseits von Faschismus, Krieg und kapitalistischer Barbarei errin-gen. Eine Welt, um es mit Brecht zu sagen, in der der Mensch dem Menschen ein Helfer ist."

(mehr: Walter Malzkorn - Grusswort.pdf)


Beendet wurde die Kundgebung durch die Verlesung der Genossin Erna „Erich Kästner - Fantasie von Übermorgen.pdf und dem gemeinsamen Singen der Internationalen.


Für den Freundeskreis war diese Kundgebung ein großer Erfolg.

Aus zwei Gründen: Zum einen zeigt die Teilnehmer-Zahl, dass das öffentliche Interesse an der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte, dass der Wunsch nach einer würdigen Ehrung des kom-munistischen Widerstandskampfes ungebrochen ist. In den 20 Jahren unserer Geschichte waren es im Februar, bedingt durch Straßen- und Wetterverhältnisse, meist zwischen 150 und 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer - wir können also auch neun Monate nach dem Abriss der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte mit einer guten Beteiligung rechnen.

Zum anderen haben wir u. E. mit dieser Kundgebung wiederum einen bescheidenen Beitrag zur Aktionseinheit aller Antifaschistinnen und Antifaschisten geleistet. Die antifaschistische Einheit wurde nicht nur allgemein eingefordert, sondern in allen gehaltenen Reden wurden die konkreten Anknüpfungsmöglichkeiten und Bezugspunkte einer gemeinsamen Praxis gegen Rechts angesprochen: Dresden gehört natürlich dazu, damit wir den Nazis am 19.2. eine weitere nachhaltige Niederlage bereiten. Aber auch Ziegenhals gehört dazu, wenn wir gemeinsam um das Andenken an unsere Geschichte kämpfen und dem Antikommunismus und Geschichtsrevisionismus entschlossen und vereint entgegentreten, indem wir uns bspw. am authentischen Ort versammeln.


Die nächsten Kundgebungen in Ziegenhals finden traditionell drei Mal im Jahr statt, jeweils am Sonntag nach dem Jahrestag des Geburtstages Ernst Thälmanns, dem Jahrestag der „Ziegenhalser Tagung“ und dem Jahrestag der Ermordung Ernst Thälmanns.





 

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