Innenansicht des alten Sporthauses Ziegenhals, beliebtes Tanzlokal, mit Kegelbahn und Anlegesteg für Boote. Gut besucht von Arbeitern und Arbeitersportlern. Berühmt für seinen Fachwerkbau.
Die Ernst-Thälmann-Gedenkstätte wurde Anfang der 50er Jahre errichtet und auf der 11. Tagung des ZK der SED, am 7. Februar 1953 im alten „Sporthaus Ziegenhals“ eingeweiht.
Bei ihrer Einweihung am 7. Februar 1953 betraten die Gedenkstätte als Erste Wilhelm Pieck, Präsident der DDR, Walter Ulbricht, Generalsekretär der SED, beide Teilnehmer an der illegalen Tagung, und Otto Grotewohl Ministerpräsident der DDR (1945-46, als Vorsitzender des Zentralausschusses der SPD, entscheidenden Anteil an der Vereinigung der KPD und SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) im Jahr 1947).
Die Hauptinitiative zur Errichtung der neuen Gedenkstätte ging von Hans Pfeiffer aus (Teilnehmer am Gründungsparteitag der KPD 1918/19 und am 7. Februar 1933 an der Sicherung der Tagung beteiligt). Da das alte „Ziegenhalser Sporthaus“ nach 1945 sehr baufällig war (große Teile waren aus Holz-Fachwerk und aufgrund von Kriegsschäden in Mitleidenschaft gezogen), entstand nach dem Abriss des alten ein neues Gebäude am gleichen Ort, mit original erhaltenem Gedenkzimmer (in dem die „Ziegenhalser Tagung“ stattfand) . Die neue Gedenkstätte wurde am 16. April 1959 feierlich wiedereröffnet und stand seit 1979 unter Denkmalschutz. Mit einem dazu gegründeten Kuratorium erfolgte dieser Abriss und Neuaufbau und die weitere Betreuung der Gedenkstätte. Durch zahllose Spenden von Betrieben, Organisationen und aus der Bevölkerung, sowie freiwilligen Arbeitseinsätzen, besonders der Nationalen Volksarmee (NVA), konnte das „Sporthaus Ziegenhals“ am 16. April 1959 feierlich eröffnet werden. Das Sporthaus beherbergte eine Gaststätte der staatlichen Handelsorganisation der DDR (HO) mit Saal und Klubraum, sowie die Gedenkstätte.
Ihre Ausstellung wurde 1959 überarbeitet und in den folgenden Jahrzehnten nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen fortwährend ergänzt. Dies geschah unter der Leitung des Museums für Deutsche Geschichte, Abteilung Gedenkstätten, das die Ausstellung inhaltlich gestaltet und durch kontinuierliche Forschungsarbeiten bis Ende 1989 ständig aktualisierte. Beispiel hierfür liefern auch die fünf Auflagen (1961, 1970, 1981, 1984 und 1988) der Broschüre „Die illegale Tagung des Zentralkomitees der KPD“, Dietz-Verlag, Berlin.
Die Ausstellung hat ihren Schwerpunkt in den Jahren 1929 bis 1933. Gerade diese Jahre der Weltwirtschaftskrise waren gekennzeichnet von wirtschaftlicher Not und politischem Notstand. Sie waren begleitet von tiefgehenden Einschnitten in die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Werktätigen in Deutschland, durchgesetzt mittels Notverordnungen. In dieser Zeit wurde die Errichtung der faschistischen Herrschaft vorbereitet, sie gilt als Aufstiegsphase der NSDAP bis hin zur Machtübertragung am 30. Januar 1933.
Die Kommunisten und ihre Partei, die KPD, die sich den Faschisten bereits zu Beginn der 20er Jahre aktiv entgegensetzten, bewährten sich zwischen 1929 und 1933 als stärkste, entschlossene antifaschistische Kraft. Das Fundament dieser konsequenten antifaschistischen Politik wurde gelegt, seit Ernst Thälmann an die Spitze der KPD berufen wurde. Ernst Thälmann gilt, mit Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, als einer der bekanntesten deutschen Revolutionäre des 20. Jahrhunderts. Er wurde zum Symbol für den weltweiten antifaschistischen Kampfes. Aus diesem Grund trägt die antifaschistische Gedenkstätte in Ziegenhals den Namen Ernst Thälmann, aber auch, weil die illegale Tagung des ZK der KPD, die in Ziegenhals am 7. Februar 1933 stattfand, unter seinem Vorsitz durchgeführt wurde. Thälmann hielt das zentrale Referat dieser Tagung, das als „Ziegenhalser Rede“ in die Geschichte der Arbeiterbewegung eingegangen ist.
Die Ausstellung der ETG ist so konzipiert, dass sie wesentliche Stationen des Kampfes der KPD gegen den aufkommenden Faschismus nachzeichnet und sie durch Zitate, Exponate, Bilder und Lebensdaten Ernst Thälmanns chronologisch anordnet. Im Zentrum der Vermittlung der Ausstellung steht die mündliche Erläuterung: Ein Erklärer, dem die Bilder und Aussprüche als eine Art Stichwortgeber dienen, zur Erläuterung und Veranschaulichung. Sie gibt, in ihrer Knappheit und Kürze, jedoch auch den Wissensstand der Bürgerinnen und Bürger der DDR wieder – über den Aufstieg des Faschismus, über seine Finanziers und Steigbügelhalter und über den Widerstandskampf der deutschen Arbeiterbewegung. Der Freundeskreis ETG e.V., Ziegenhals gibt die Ausstellung nach der Schändung und dem Abriss der Gedenkstätte im Mai 2010, durch den Ex-Ministerialbeamten Gerd Gröger, originalgetreu in Räumen in Berlin-Neukölln wider.Die Gedenkstätte bestand aus dem Gedenkraum und Tagungsraum. Darin befanden sich sieben Glasvitrinen mit zahlreichen Dokumenten, Fotos, Plakate, Aussprüchen und Zitaten, zwei Bronzebüsten von Ernst Thälmann (eine vom Bildhauer Lew Kerbel), sowie ein Modell des „Sporthauses Ziegenhals“. Zudem gehörte zu dem Denkmalensemble der Ehrenhof mit Gedenkmauer sowie das Boot „Charlotte“ und der Bootsunterstand, mit dem Tagungsteilnehmer wegen heranrückender Gefahr über den Krossinsee flüchteten.
1989/90 übernahm dann die Treuhandliegenschaftsgesellschaft (TLG) die Immobilie. Das Inventar der Gedenkstätte wurde dem 1990 gegründeten Freundeskreis „Ernst Thälmann Gedenkstätte“ e.V., Ziegenhals vom Landrat übergeben. Seit 1990 betreute der Freundeskreis durch Führungen und Veranstaltungen, durch die drei traditionellen und bis heute jährlich stattfindenden Kundgebungen, sowie durch Pflege und Instandhaltungsmaßnahmen die Gedenkstätte.
Die 1997 von der TLG ausgesprochene fristlose Kündigung der damaligen noch im Sporthaus befindlichen Gaststättenbetreiber musste wegen zahlreicher Proteste zurückgenommen werden. Im November 2002 ersteigerte dann ein Herr Gerd Gröger, aus Augsburg kommend (damaliger Ministerialbeamter in Brandenburgs Bauministerium mit dem Posten eines „Referatsleiter Obere Bauaufsicht“) das Seegrundstück, auf der sich die Gedenkstätte befindet, zu einem Spottpreis von 86.000 EUR. Er forderte im August 2003 die Streichung der Gedenkstätte von der Denkmalliste und beantragte ihren Abriss, obwohl ein Gutachten des Landesamt für Denkmalpflege den hohen Denkmalwert der Gedenkstätte nach den Kriterien des geltenden Brandenburgischen Denkmalschutzgesetzes (BbgDSchG) vorlag, das die Voraussetzungen eines Einzeldenkmals im Sinne des §2, Abs. 1 BbgDSchG bestätigte. Mit einem neuen brandenburgischen Denkmalschutzgesetz erhielten Denkmals-Eigentümer größere Befugnisse in Bezug auf die Zumutbarkeit des Erhalts eines Denkmals – auf Kosten des Denkmalschutzes. Zudem wurde der Wert wissenschaftlicher Gutachten des Landesamtes für Denkmalpflege herabgemindert, ja sogar außer Kraft gesetzt.
Im Februar 2005 erteilte der Landrat Dahme-Spreewald eine Abrissgenehmigung mit den Auflagen der Dokumentierung der Ausstellungsgegenstände und des Inventars sowie der Einlagerung der denkmalgeschützten Teile der Gedenkstätte. Es gibt kein Denkmal in Brandenburg, wo mit Hilfe des Denkmalschutzgesetzes so entwürdigend mit dem Andenken an Widerstandskämpfer und mit der Gedenkstättenkultur umgegangen wird. Die zahlreichen in- und ausländischen Proteste gegen dieses Vorgehen konnten einen Abriss nicht verhindern.
Der Eigentümer Gerd Gröger, der 2002 die Gedenkstätte für den Spottpreis von 86.000 EUR ersteigerte, hielt die Kauf-Bestimmung nicht ein und hielt die Gedenkstätte weiterhin verschlossen. Die Öffentlichkeit und der Freundeskreis hatten keinen Zugang, Gröger ließ die Gedenkstätte und das ganze Areal verkommen. Verkaufsverhandlungen ließ er platzen, obwohl sie bereits kurz vor Vertragsabschluss waren. Schließlich „verschenkte“ er 2009 das Inventar der Gedenkstätte, also alle Exponate und das Boot Charlotte gegen eine Spendenquittung an die Stadt Königs Wusterhausen. Der damalige Bürgermeister Stefan Ludwig (Die Linke) ließ sich auf diesen Deal ein, konsultierte oder informierte den Freundeskreis allerdings nicht über diese Vorgänge. Gegen den Willen des Freundeskreises nahm Ludwig dieses „Geschenk“ an – obwohl ihm bekannt war, dass dies Freundeskreis-Eigentum ist. Nachdem er die Gespräche mit dem Freundeskreis abbrach und stattdessen mit Gerd Gröger verhandelte kam schließlich ein Schenkungsvertrag zustande, indem die Stadt KW Gerd Gröger eine Spendenbescheinigung über 60.000 EUR für das Inventar der Gedenkstätte, obwohl Gröger nie Eigentümer dieses Inventars wurde. Durch diese Nacht-und-Nebel-Aktion, also der Annahme des Inventars und der Ausräumung durch Stefan Ludwig, einschließlich des Abtransports des Boots Charlotte, wurde die Ernst-Thälmann-Gedenkstätte letztlich abrissbereit gemacht. Am 3. Mai 2010 hat Gerd Gröger die Gedenkstätte abreißen lassen, hat sie geschändet, zertrümmert und dem Erdboden gleich gemacht.
Bilder der Zerstörung der Gedenkstätte
Was wurde eigentlich aus Gerd Gröger?