Fritz Selbmann (1899 – 1975)


Fritz Selbmann wurde am 29. September 1899 als Sohn eines Kupferschmiedes in Lauterbach (Hessen) geboren. Er besuchte die Volksschule und war danach als Fabrik- und Bergarbeiter tätig. 1916 trat er dem Deutschen Holzarbeiter-Verband, 1920 der USPD und 1922 der KPD bei. Wegen revolutionärer Tätigkeit im Ruhrgebiet wurde er mehrmals verhaftet. Seit 1925 war er Mitglied der Bezirksleitung Ruhrgebiet der KPD, Gauführer des Roten Frontkämpferbundes und Mitglied der Bundesleitung des RFB. Fritz Selbmann trat 1926 in Paris auf einer Kundgebung anlässlich des 55. Jahrestages der Pariser Kommune in RFB-Uniform auf, er wurde danach verhaftet und ausgewiesen. 1928/1929 besuchte er die Internationale Lenin-Schule in Moskau, danach wirkte er als Politischer Sekretär, zunächst der Bezirksleitung Oberschlesien und 1931-1933 der Bezirksleitung Sachsen der KPD. In diesen Funktionen sowie als Mitglied des Preußischen Landtags seit 1930 und des Reichstags seit 1932 kämpfte Fritz Selbmann für die Aktionseinheit der Arbeiterklasse und die Entfaltung des Massenkampfes gegen die faschistische Gefahr.

Nach der Errichtung der faschistischen Diktatur schlug er auf einer Großkundgebung in Leipzig im Februar 1933 der SPD vor, gemeinsame Maßnahmen gegen das Hitlerregime einzuleiten und den Massenselbstschutz in allen Betrieben und Straßen aufzubauen. Im April 1933 gelang es den Faschisten, Fritz Selbmann zu verhaften. Er wurde zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt und war bis 1945 im Zuchthaus Waldheim und in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Flossenburg eingekerkert. Er beteiligte sich an der Organisierung der Solidarität unter den Eingekerkerten und gehörte im KZ Sachsenhausen der illegalen Parteileitung der KPD an.

Nach der Zerschlagung des Hitlerfaschismus gehörte Fritz Selbmann zu den Kommunisten, die sich in leitenden staatlichen Funktionen bei der Überwindung der Folgen des Krieges, der Entwicklung der Volkswirtschaft und beim Aufbau des Sozialismus bedeutende Verdienste erwarben. Er war 1946-1948 Minister für Wirtschaft in der Landesregierung Sachsen und von 1948-1949 stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Wirtschaftskommission. In der Regierung der DDR war er Minister für Schwerindustrie, von 1955-1958 Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates, seit 1958 Stellvertreter des Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission und von 1961-1964 Stellvertreter des Vorsitzenden des Volkswirtschaftsrates.

Von 1950-1963 war er Abgeordneter der Volkskammer und von 1954-1958 Mitglied des ZK der SED. Seit Anfang der sechziger Jahre war Fritz Selbmann auch als Schriftsteller tätig, veröffentlichte einige Romane sowie eine Autobiographie und wirkte seit 1969 als Vizepräsident des Schriftstellerverbandes.

Er starb am 26. Januar 1975.

 
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